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RUMAENIEN

Rumaenien, das in der letzten Periode der Regierungszeit Ceaucescus wieder zu einer extrem konservativen Kulturpolitik zurueckgekehrt war und wo sogar avantgardistische Kunst von der herrschenden politischen Elite als "staatsfeindlich" diffamiert wurde, steht noch ganz am Anfang, was die Entwicklung einer eigenen Videokunst angeht. Bis 1989 wurden hier, wie auch in Bulgarien und Albanien, fast keine kuenstlerischen Arbeiten mit dem Medium Video produziert. Dieses Land wurde 1989 Zeuge der "bedeutendsten Faelschung seit der Erfindung des Fernsehens". Mit diesen Worten bezeichnete die franzoesische Zeitung Le Monde Diplomatique die Ereignisse, die die sogenannte rumaenische Revolution ausloesten, die eigentlich ein Putsch moskautreuer Generaele und Parteifunktionaere gegen die Alleinherrschaft Ceaucescus war. Rossen Milev schreibt dazu in seinem Buch "Video in Osteuropa": "...Dem rumaenischen Fernsehen ging es in jenen dramatischen Novembertagen zu einem nicht unbedeutenden Teil auch um die Faelschung der Ereignisse mit Hilfe einer Faelschung von Videoaufnahmen, in erster Linie um die Herbeifuehrung eines falschen Kontextes, einer ideologischen Hineininterpretation der Bilder. Das krasseste Beispiel war die Aufnahme von Leichen aus Temesvar (Menschen, die eines natuerlichen Todes gestorben waren), die als Opfer der Willkuer von Ceaucescus Securitate dargestellt wurden. Aber es ging auch um die technische Manipulierung von Videobaendern. Hier ist das bekannteste Beispiel die Videokassette mit dem Prozess gegen das Ehepaar Ceaucescu. Als sie in voller Laenge dem franzoesischen Sender TF1 zur Verfuegung stand, hatten Ballistikexperten des unabhaengigen Gerichtslabors CARME festgestellt, dass die Hinrichtung, wie sie auf dem Tape zu sehen war, nicht der Realitaet entsprach. Ausgehend von dem offensichtlichen Gerinnungsgrad des Blutes auf dem Gesicht Ceaucescus konnte man ersehen, dass er schon einige Stunden tot gewesen sein muss. Man konnte also bei dem beruehmt-beruechtigten Videotape eindeutig von einer Faelschung sprechen." (S. 59)

Die rumaenische Revolution wird, so Rossen Milev, "als die vielleicht groesste Medien-Faelschung unserer Zeit in die Geschichte eingehen. Gefaelschte oder tendenzioes interpretierte Videodokumentationen waren hier das Geruest altbewaehrter Propaganda, die vorlaeufig auch ueber Rumaenien hinaus, ja in der westlichen Welt ihr Ziel nicht verfehlte." (S. 35)

Aber genug von diesen allseits bekannten Tatsachen. Wir freuen uns, dass wir im Hauptprogramm und in einem Sonderprogramm von OSTranenie 93 erste Videoproduktionen aus Rumaenien praesentieren koennen. Die Arbeiten von Christian-Bogdan Dragan, Csilla Koenczei, Tibor Schneider, der Gruppe SUBREAL und von Studenten der Film- und Theaterakademie Bucharest machen neugierig auf mehr.

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